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01.09.16 –
Hier ein Antrag (und Pressemitteilung) unserer Kreisrratsfraktion:
Es wird beantragt, dass dem Kreistag über die Stellenausschreibung und das Auswahlverfahren für die Neubesetzung der Stelle „Jugendamtsleitung“ für den Landkreis Lindau berichtet wird:
Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass es durchaus möglich und konstruktiv umsetzbar ist, die Leitung des Jugendamtes mit einer inhaltlichen Fachkraft aus dem Bereich der Jugendhilfe zu besetzen und eine starke kompetente Leitung der wirtschaftlichen Jugendhilfe an der Seite zu haben.
Im Entscheidungsalltag eines Jugendamtes stehen Bürger unseres Landkreises, die einen Hilfebedarf haben im Vordergrund. Dieser Bedarf muss in erster Linie fachlich ausgelotet werden. Die Hilfen müssen im Einzelfall mit und von den zuständigen Mitarbeiter*innen des Sozialen Dienstes (SD) entwickelt und mit Hilfe sozialer Dienstleister*innen umgesetzt, fachlich verantwortet und auf ihre Wirkungen überprüft werden.
Die fachliche und inhaltliche Führung eines Jugendamtes (Führung der Mitarbeiter*innen, Entwicklung von kreativen Lösungen in strittigen und konfliktreichen Familienstrukturen sowie Installierung von pädagogischen Hilfe- und Präventionsangeboten) ist immer auch von hoher Flexibilität, Kreativität und maßvoller Risikobereitschaft der Jugendamtsleitung abhängig. Dies hat bisher und sollte auch zukünftig die Qualität unseres Jugendamtes auszeichnen. Das Jugendamt Lindau hat über die Landkreis- und Bundeslandgrenzen hinaus diesbezüglich einen ausgezeichneten Ruf.
Insbesondere Präventionsangebote (wie z.B. Frühe Hilfen) benötigen eine gewissen (maßvolle) Risikobereitschaft des finanziellen Investments, da Effekte und Wirkanalysen immer erst im Nachhinein sichtbar und prüfbar werden. Dies wurde von der aktuellen Jugendamtsleitung bisher mit großem Erfolg umgesetzt.
Die betriebswirtschaftliche und verwaltungsbezogene Ebene muss und sollte auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Sie darf aber nicht zur ersten Priorität der Entscheidung werden, ob eine Hilfe gewährt wird oder nicht, ob Angebote überhaupt entwickelt werden dürfen oder Vernetzungen weiter ausgebaut werden; das Jugendamt sich nur noch auf seine Pflichtaufgaben zurückzieht.
Es ist zu befürchten, dass eine Fachkraft aus dem Bereich Finanzen & Verwaltung Entscheidungen immer unter der Priorität ihrer beruflichen Heimat trifft.
Der MENSCH, die FAMILIE, der JUGENDLICHE und das KIND könnten unter diesen Umständen mit ihren Bedarfen in den Hintergrund rücken.
Wir empfehlen und wünschen uns von daher, dass eine inhaltliche (sozialwissenschaftlich geprägte) Fachkraft die Leitung des Jugendamtes übernimmt und in enger Zusammenarbeit mit dem Leiter der wirtschaftlichen Jugendhilfe die komplexen Aufgaben des Jugendamtes des Landkreis Lindau im Sinne unserer Bürger erfüllt und gestaltet.
Fraktion Bündnis 90 / DIE GRÜNEN des Kreistags Lindau
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