Neue Heizungen braucht das Land

Monatstreff KV Grüne März II

27.03.23 –

Unter diesem Titel fand der gut besuchte Grüne Monatstreff am letzten Sonntag in Lindenberg statt – ein Thema mit hoher Aktualität, fand doch zur selben Zeit der Koalitionsgipfel in Berlin u.a. dazu statt. Die bekannt gewordenen Pläne aus dem Hause Habeck hatten vielerorten Anlass zu Ängsten und Diskussion bis hin zur Skandalisierung des Themas geführt. So waren auch hier verunsicherte Leute gekommen, die Sorge vor gesetzlichen Vorschriften mit für sie nicht bezahlbaren Erneuerungen an Dämmung und Heizung ihres Hauses vorbrachten. Darauf wurde im Rahmen der Diskussion eingegangen. Zunächst aber berichtete die Klimamanagerin der Stadt Lindau, Danielle Eichler, von den Planungen für ein Nahwärmenetz auf der Insel Lindau, die den Sparbeschlüssen nicht zum Opfer gefallen und Teil eines umfassenden Klimaschutzkonzeptes sind. Dabei baut man auf Seewärme, was jedoch mit den anderen Anrainerstaaten abgestimmt sein muss. Vorreiter und damit sehr erfahren ist die Schweiz mit Anlagen z.B. im Thurgau und in Luzern. Die besonderen Probleme mit der historischen Substanz der Insel lassen aufwendige und langwierige Arbeiten erwarten, so dass gerade hier ein früher Beginn vordringlich erscheint.

Für seeferne Siedlungen und Orte kommt dagegen die Wärmepumpe mit Geothermie (Erdwärme) oder die Nutzung der Luft in Frage. Bei schweren Schäden von Gas- oder Ölheizungen und notwendiger Erneuerung sollen nach den bisher bekannt gewordenen Plänen der Ampel in Berlin mindestens 65 % der Wärme durch regenerative Heizungen garantiert werden, der Rest durch zusätzliche Energiequellen – auch Öl oder Gas. Damit wird es Hybridheizungen geben, die bei sehr niedrigen Außentemperaturen mit anderen Energiequellen einspringen können. Über die Verfügbarkeit und technischen Möglichkeiten berichtete Michael Filser, Kreisinnungsmeister für Sanitär- und Heizungstechnik aus Weiler. Im Schnitt braucht ein durchschnittliches 1-Familien-Haus einen Kessel mit einer Heizungsleistung von 10 bis 15 kW um an den kältesten Tagen genügend Wärme zu erzeugen. Das hängt natürlich auch stark von der Dämmung des Hauses und damit zumeist vom Baujahr ab. Damit resultiert eine anzustrebende Heizleistung von etwa 5 kW für die Wärmepumpe. Sorgen macht die Anzahl von verfügbaren Pumpen, die allerdings Jahr für Jahr überproportional ansteigt. In 3-4 Jahren werden jährlich etwa 1 Millionen Aggregate erwartet, so dass die Wärmewende sukzessive umgesetzt werden kann. Mit der Unterstützung durch KfW-Kredite mit Zinsen um 1 % werden die nötigen Investitionen von etwa 35.000 € für Viele möglich sein. Die Installationsbetriebe werden ihrerseits ihr Mögliches tun. Besondere Herausforderungen sieht Filser bei größeren Wohngebäuden, wo die Wärmepumpen allein die ausreichenden Vorlauftemperaturen nur schwer erbringen können.

Eine ganz wichtige Rolle spielen dabei hausenergetische Aspekte, zu denen sich Cord Erber, erfahrener Architekt für Niedrig- und Nullenergiehäuser, aus Lindau äußerte. Für ein Gesamtkonzept sollte und muss deshalb zunächst im Altbaubestand ein Sanierungsplan erarbeitet werden, der – je nach Haus - mit Dacherneuerung, Austausch von Fenstern und Türen, Keller- und Fassadendämmung sowie einer zuverlässigen Lüftung mit Wärmerückgewinnung für eine angenehme Raumluft und zur Vermeidung von Schimmelbildung eine starke Minderung des Wärmebedarfs anzielt. Das muss nicht Alles in einem Zug umgesetzt werden, aber die Hausisolation sollte am Anfang der Sanierungsmaßnahmen stehen.

Möglich ist auch noch der Einsatz von Holz zur Wärmeerzeugung in Form von Hackschnitzel- und Pelletheizungen. Das wird aber laut dem Lindauer Kinder- und Jugendarzt Harald Tegtmeyer-Metzdorf vom Bundesumweltamt nicht mehr empfohlen. Die Förderung dafür wurde deshalb auch stark reduziert. Einerseits sollte Holz besser nachhaltig im Haus- und Möbelbau verwendet werden, so dass das eingespeicherte CO2 nicht wieder in die Atmosphäre entweicht, und andererseits auch im Wald verbleiben um damit Insekten Orte für ihr Weiterleben zu schaffen. Die Pelletverbrennung erzeugt Ruß, Feinstaub, krebserregende polzyklische Kohlenwasserstoffe sowie Kohlenmonoxid, Methan und Lachgas, die um ein Vielfaches toxischer für das Klima sind als Kohlendioxid. Schlimmer sind nur noch Kohleöfen. Durch solche Feuerungsanlagen und insbesondere den Feinstaub, der in die kleinsten Atemwege und in das Blut gelangt, sterben in Deutschland etwa 54.0000 Menschen vorzeitig und damit 20x mehr Menschen als durch den Straßenverkehr. Werden die Pelletkamine mit Feinstaubabscheidern ausgestattet und die Anlage kombiniert mit der Aufheizung des Brauchwassers durch die Sonne auf dem Dach (Solarthermie), können die gesundheitsschädigenden Emissionen immerhin deutlich reduziert werden.

Die folgende, lange Diskussion zeigte auf, wie viele Fragen die unumgängliche Wärmewende aufwirft.

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