Digitalisierung im Gesundheitswesen: wie sicher sind unsere Daten?

12.02.21 –

Unter diesem Titel fanden am 11.02.21 auf Einladung von Pius Bandte, Stadt- und Kreistagsmitglied in Lindau und Spitzenkandidat der Grünen Jugend Schwaben für die Bundestagswahl 2021 Gespräch und Diskussion mit dem bekannten Mitglied des Chaos Computer Club (CCC) und Berater für Informationssicherheit, Martin Tschirsich, und dem Kinder- und Jugendarzt, Kreistagsmitglied und Kritiker der Telematik-Infrastruktur (TI), Dr. Harald Tegtmeyer-Metzdorf, statt.

Im Gesundheitswesen stehen in diesem Jahr und den folgenden viele Änderungen für die Patienten an. Mit bis zu 60 Zuhörern stieß das Thema dementsprechend auf viel Interesse.
Tschirsich hatte auf den Jahrestagungen des CCC in Folge teilweise eklatante Sicherheitsmängel rund um die TI berichtet, an die sich niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten strafbewehrt anschließen mussten.

Zentrales Verbindungselement dieser Kommunikationsstruktur ist der Konnektor, der unter militärischen Sicherheitsbedingungen an die Praxen ausgeliefert wurde.

Gleichzeitig konnten Tschirsich und Kollegen sich leicht einen Arztausweis besorgen, der spektakulär an einen Käseladen in Lüneburg ausgeliefert wurde.
Mit einem solchen Ausweis als Basis wären Anschaffung eines Konnektors und Eindringen in die TI leicht möglich bis hin zum Ausforschen von elektronischen Patientenakten (ePA).
Diese wird gern mit einer großen Einkaufstüte verglichen, in der alle möglichen Befunde und Arztbriefe ungeordnet beieinanderliegen, so dass die Suche des Arztes nach wichtigen Informationen einerseits umständlich und zeitaufwendig ist und andererseits einer gehörigen Portion Glücks bedarf um fündig zu werden und nichts Wichtiges zu übersehen.

Dazu kommt, dass Patienten ihnen nicht genehme Dokumente löschen können, so dass also auch kein Verlass auf die Vollständigkeit der Informationen ist.
Arztbriefe sollen zukünftig über diese TI gesendet werden, ebenso das elektronische Rezept (eRezept) und die elektronische Arbeitsunfähigkeit (eAU), so dass man darum bangen muss, dass diese Netzstruktur, in deren Abhängigkeit man sich damit begibt, auch immer funktioniert.

Bei dezentralen Versandwegen und Datenspeichern besteht insofern eine Ausfallsicherheit, als hier nicht alles auf einmal wegbrechen kann.
Das größte Risiko aber wäre das erfolgreiche Hacking der zentral gespeicherten Gesundheitsdaten der Patienten. Z

unehmend ist zu beobachten, dass Patienten mit der Androhung der Veröffentlichung ihrer intimen Daten erpresst werden, was zum Beispiel letzten Herbst in Finnland mit 40.000 Erpresserschreiben von Psychotherapie-Patienten geschehen ist.

In Folge dessen wachsen die Anforderungen an die Datensicherheit in den Praxen enorm, was wiederum den Niedergelassenen viel Zeit und Geld abverlangt.
Gleichzeitig fördert der Gesundheitsminister die Fernbehandlung durch Telemedizinzentren und schwächt auch damit die Niedergelassenen, denen so die weniger zeitaufwendigen entgehen und die sich dann hauptsächlich nur noch um die schwer Erkrankten kümmern müssen. 
Als Konsequenz wird die betriebswirtschaftliche Kalkulation entgleisen. Derart werden Einzelniederlassungen zunehmend unattraktiv, so dass die ortsnahe hausärztliche Versorgung auf dem Land darunter abnehmen und die Gründung von medizinischen Versorgungszentren in den Städten zunehmen wird.

Leider lässt sich der Bundesminister für Gesundheit von solchen Sorgen nicht beirren und erarbeitet eine Gesetzesvorlage nach der anderen, so dass man darauf hoffen muss, dass auch von den Betroffenen, den Patientinnen und Patienten, die Brisanz der Entwicklung mit der Zeit doch auch wahrgenommen wird und ein politischer Druck gegen die Entwicklung zustande kommt.

Dr. Harald Tegtmeyer-Metzdorf

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