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18.09.19 –
Der Bericht der LZ vom 18.09.19 über das „gigantische Datenleck“ von Patientendaten titelt mit „Manche Ärzte sperren nicht einmal ihren PC.“
Die Überschrift und der Bericht selber machen den Eindruck, dass Ärzte sich nicht um das Wohl der Patientendaten und damit auch ihrer Patienten sorgen würden.
Tatsächlich ist es aber so, dass das Gesundheitsministerium unter der Führung von Herrn Spahn die Ärzte mit Strafen überziehen, wenn sie nicht die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Gesundheitsdaten ihrer Patienten in zentrale Datenserver fließen können.
Unter diesem Druck haben sich etwa 2/3 niedergelassenen Ärzte und Ärztinnen an die Telematik-Infrastruktur (TI) anschließen lassen, laut Umfragen davon viele mit großem Unbehagen und gegen ihren Willen.
Der wichtigste Grund liegt dabei gerade in Sorgen um die Sicherheit der Daten.
Wenn Arbeitgeber oder Versicherer von schwerwiegenden Erkrankungen erfahren, dann kann das erhebliche Nachteile für die Betroffenen haben, bei Erbkrankheiten sogar noch für die Kinder und Kindeskinder.
Diejenigen Ärzte und Ärztinnen, die bei der TI nicht mitmachen, erleiden also schon jetzt spürbare finanzielle Nachteile, weil das Bundesgesundheitsministerium diese Sorgen nicht gelten lässt.
Dabei wurden bis jetzt schon viele Fehlinstallationen von der TI bekannt. Den betroffenen Praxen wird dabei die Schuld zugeschoben.
Nun sollen also die niedergelassenen Fachärzte die Schuld an dem Datenleck tragen.
Bevor man sich in einer Praxis niederlassen kann, gilt es ein langes Studium und eine beinahe ebenso lange Facharztweiterbildung zu absolvieren.
Niemals geht es dabei um Computeranlagen und Datenverarbeitung.
Wenn sie nun Konnektoren an ihre praxisinternen Datenverarbeitungsanlagen anschließen lassen müssen, in Reihe oder parallel und in komplizierter Verschaltung mit den praxisinternen Datenschutzeinrichtungen, dann sind das fachfremde Anforderungen, für die die Mediziner nicht ausgebildet wurden.
Aber welcher Leser weiß z.B. über die Updates zur computerisierten Motorsteuerung seines PKWs Bescheid?
Die Ärzte aber sollen hier Alles überwachen und verantworten.
Dabei ist die „ärztliche Kunst“ mittlerweile absolute Mangelware, und dabei ist nicht die Verwaltung von Daten gemeint, sondern ein offenes Ohr für die Sorgen und die Beschwerden der Patienten und die Ableitung von passenden Diagnosen und Behandlungen.
Was ist also in einer Zeit des noch weiter zunehmenden, aber jetzt schon deutlich spürbaren Ärztemangels wichtig: Zeit und Zuwendung und Einsatz der ärztlichen Erfahrung für die Heilung der anvertrauten Kranken oder der bürokratische Umgang mit Speichertechniken, digitalen Schutzsystemen und zentraler Speicherung von Patientendaten?
Die Kritiker der Telematik-Infrastruktur und der zentralen elektronischen Patientenakte sehen die Gefahren des Hackings von diesen Daten und den Folgen für die Betroffenen.
Genau das hat der jüngste Datenskandal wieder eindrucksvoll bestätigt.
Der zunehmende Ärztemangel wird nicht dadurch besser, dass die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte noch mehr Zeit mit Dokumentation, ständigen Updates und einer zentralen Speicherung der Patientendaten verbringen.
Zentral gespeicherte Daten sind aber ein Ziel von großsprechenden Politikern – und äußerst interessant für die Versicherungswirtschaft und für Hacker.
Diese Daten sind genauso unsicher wie die Daten des Deutschen Bundestags, von Unternehmen oder Krankenhausketten, die in der jüngeren Vergangenheit reihenweise gehackt wurden.
Aber insofern ist es auch nicht unerwartet, dass der Bundesminister für Gesundheit zunächst mal die Ärzte unter Beschuss nimmt und damit von den Risiken zentraler Datenspeicherung ablenkt anstatt seine Digitalisierungsoffensive mit einer elektronischen Patientenakte zu überdenken.
Dr. Harald Tegtmeyer-Metzdorf
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