Die Energiewende im Kreis soll wieder Fahrt aufnehmen!

02.10.15 –

Mit Steffen Riedel als Klimaschutzmanager viele Punkte des Konzepts zügig umsetzen

Über 80 Bewerber hat es gegeben. Zum Zug kommt der Wunschkandidat von Landrat Elmar Stegmann: Der Lindauer Versorgungsingenieur und Kreisrat Steffen Riedel ist ab sofort hauptamtlicher Klimaschutzmanager des Landkreises Lindau. „Weil er am besten qualifiziert ist – und weil er den Landkreis und seine Bedürfnisse am besten kennt“, wie Stegmann im Gespräch mit der LZ sagt. Riedel freut sich auf seine neue Aufgabe, hat er doch das Klimaschutzkonzept des Kreises maßgeblich mit entworfen.

Mit Energiesparen und Klimaschutz hat sich der heute 59-Jährige schon beschäftigt, als diese Begriffe für die Mehrheit der Bevölkerung noch unbekannt gewesen sind: Die Entwicklung der Brennwerttechnik beobachtete er bereits während seiner Ausbildung, studierte später Versorgungstechnik, verzichtete lange auf ein eigenes Auto, gibt mit seinem eigenen Haushalt ein Beispiel, wie eine Familie sparsam mit Energie umgehen kann, ohne auf Annehmlichkeit zu verzichten.

2008 in den Kreistag gewählt, teilt Riedel seither sein Faible für den Klimaschutz mit dem neuen Lindauer Landrat Elmar Stegmann: Der im Herzen Grüne ohne Parteibuch ist sich mit dem Christsozialen einig, dass Klimaschutz eines der wichtigsten Themen der Gegenwart ist. Als im japanischen Fukushima das Atomkraftwerk außer Kontrolle geriet und Politiker landauf-landab die Energiewende einfordern, ist der Kreis Lindau schon längst einen Schritt weiter: Stegmann hat die Kreisräte von der Notwendigkeit eines Klimaschutzkonzeptes überzeugt. Riedel leitete jenen Beirat, der das fast 200 Seiten starke Konzept erarbeitete. Verabschiedet hat es der Kreisrat im April 2014 einstimmig.

Auch, wenn dem Versorgungsingenieur das Umsetzen der im Konzept enthaltenen 28 Projekte nach der letzten Kommunalwahl manchmal etwas zu langsam ging – „es hat sich durchaus bereits einiges bewegt“, sind sich Riedel und Stegmann einig. Der Landrat verweist auf die energetischen Sanierungen von Schulen und Turnhallen, der Energiefachmann freut sich, dass der im April dieses Jahres ins Leben gerufene „Umweltcheck“ für finanziell schwächere Menschen so gut angenommen wird: „Das rechnet sich einfach für die Betroffenen, die können danach locker hundert Euro im Jahr weniger für Energie ausgeben.“

Als ehrenamtlicher Klimaschutzbeauftragter hat Steffen Riedel im Hintergrund bereits einiges an Arbeit in Richtung Energiewende im Landkreis angestoßen. Als jetzt hauptamtlicher Mitarbeiter des Landkreises kann er ab sofort durchstarten. Zwar umfasst seine Stelle nur 30 Wochenstunden und ist auf drei Jahre befristet: Grund dafür ist, dass es sich beim Klimaschutzmanagement um ein Förderprojekt des Bundesumweltministeriums handelt. Was für den Kreis den Vorteil hat, dass ihn Riedels Stelle im Jahr nur rund 20000 Euro kostet.

Wie viel Geld ist der Klimaschutz wert?

Der Versorgungsingenieur will die Zeit intensiv nutzen. Nicht nur, weil das Klimaschutzkonzept den Energieverbrauch von 2200 Gigawattstunden im Kreisgebiet bis zum Jahr 2020 um ein Drittel verringert sehen will – „was technisch machbar ist, wenn man es will“, wie es Riedel einmal formuliert hat. Sondern weil ihm Themen wie Elektromobilität (der Landkreis wird demnächst ein E-Auto als Dienstwagen beschaffen), Strom aus Wasserkraft (über ein Leaderprojekt), Energiemanagement (insbesondere an Schulen) und öffentlicher Nahverkehr wichtig sind.

Das ein oder andere Projekt wird den Landkreis auch Geld kosten. Das ist Riedel und Stegmann bewusst. Genauso wie die Tatsache, dass derzeit das Thema Flüchtlinge Diskussionen und Finanzen prägt. „Der nächste Haushalt wird schwierig“, ist Stegmann schon jetzt klar. Doch die Flüchtlingsarbeit dürfe „nicht alles dominieren“. Denn nach Ansicht des Lindauer Landrats „ist Klimaschutz eine Daueraufgabe.“ Und da müssten die Kreisräte eine klare Aussage treffen: „Wie viel ist uns das wert?“.

Auch der Privatmann Riedel lebt energiebewusst

Einen Grundstein für seine neue Aufgabe im Lindauer Landratsamt hat der Lindauer Steffen Riedel bereits vor über 25 Jahren gelegt: Nach einer handwerklichen Ausbildung als Rohrinstallateur und einem Maschinenbaustudium hat er in München anschließend Versorgungstechnik studiert – und als Diplomarbeit „eine Einführung in ein Energieversorgungskonzept Lindau“ geschrieben.

Erste Station seines beruflichen Lebenslaufs war die Aufgabe als Energieberater bei der Energieversorgung Schwaben (jetzt EnBW). Nach vier Jahren als technischer Redakteur bei Tanner ist Riedel drei Jahre lang bereits Energieberater und Agenda-21-Beauftragter des Landkreises Lindau gewesen. Seit Frühjahr 1999 bis jetzt ist das Energie- und Umweltzentrum Allgäu, kurz Eza, sein Arbeitgeber gewesen.

Das Thema Energie beschäftigt aber nicht nur den Versorgungsingenieur, sondern auch auch den Privatmann Steffen Riedel. So hat er sich Anfang der 90er Jahre am „Carbike“-Projekt von Edgar Löhr beteiligt, einen Vollwärmeschutz am eigenen Haus verwirklicht, 1996 darauf die erste in das öffentliche Netz einspeisende Solarstromanlage mit 850 Watt gebaut. Der Vierpersonenhaushalt Riedel hat seinen Jahresstromverbrauch bei rund tausend Kilowattstunden eingependelt, so dass er sich energietechnisch fast selbst versorgen könnte. Und Steffen Riedel predigt nicht nur den Umstieg auf Elektrofahrzeuge, er fährt seit knapp zwei Jahren auch selbst ein E-Auto.

Drei Jahre lang ist Riedel übrigens auch Lehrbeauftragter für Gebäudeenergietechnik an der Hochschule Augsburg gewesen, sei März 2011 lehrt er das zudem an der Kemptener Hochschule. Beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle ist Steffen Riedel seit diesem Sommer außerdem registrierter Energieauditor.

Quelle: schwaebische.de, 02.10.2015, Evi Eck – Gedler

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